Beim jüngsten Investorentag präsentierte Qualcomm ausführlich seine dritte Generation von CPU-Kernen namens "Oryon". Diese Oryon-Kerne der zweiten Generation waren ursprünglich für die AI-PC-Initiative vorgesehen. Qualcomm plant nun, die dritte Generation bis 2025 auf den Markt zu bringen. Ziel ist es, den Marktanteil durch Geräte im Preisbereich von bis zu 600 US-Dollar zu erweitern.
Qualcomm hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2029 will das Unternehmen 30 bis 50 Prozent des adressierbaren Markts (SAM) für Laptops mit künstlicher Intelligenz, die nicht auf der x86-Architektur basieren, erobern. Diese Oryon-CPUs der dritten Generation sollen den aktuellen Snapdragon X Plus-Chip ablösen und bieten eine optimierte Leistung und Effizienz. Obwohl spezifische Leistungskennzahlen der dritten Generation noch nicht veröffentlicht wurden, zeigen die der zweiten Generation im Vergleich zu den ersten Oryon-Chips etwa 30 % mehr Rechenleistung und 57 % mehr Effizienz. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die dritte Generation noch weitaus größere Leistungssteigerungen bieten wird. Interessanterweise befinden sich die Oryon-Kerne der zweiten Generation nicht in PCs, sondern im Snapdragon 8 Elite-Chip.
Qualcomm ist fest entschlossen, ein leistungsfähiges Prozessor-Ökosystem für den Smartphone- und PC-Markt aufzubauen, indem es eine einheitliche ARM-Architektur-Technologie nutzt, um die langjährige Dominanz der x86-Architektur herauszufordern. Die Beziehung zwischen den Oryon-CPUs und den Snapdragon-Chips ist vergleichbar mit der zwischen Apples A- und M-Serie, die Architekturkonzepte teilen und technologische Fortschritte auf mobilen und PC-Plattformen fördern. Diese Strategie zielt auf eine plattformübergreifende Leistungssteigerung und Integration des Ökosystems ab. Qualcomm will diesen technologischen Vorteil nutzen, indem es die KI-Beschleunigung in Smartphones verbessert und leistungsstärkere, effizientere PC-Chips einführt.
Qualcomm sieht sich potenzieller Konkurrenz durch Rivalen wie MediaTek und NVIDIA gegenüber, die ebenfalls planen, bis 2025 in den ARM-Laptop-Markt einzutreten. Qualcomm prognostiziert, dass der Umsatz des PC-Segments bis 2029 jährlich 4 Milliarden US-Dollar erreichen wird, was eine bemerkenswerte Zahl im Vergleich zu Intels 29 Milliarden US-Dollar PC-Chip-Umsatz im Jahr 2023 darstellt. Die Strategie von Qualcomm beinhaltet auch die Diversifizierung der Umsatzquellen, mit Zielen von 8 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf von Automobilchips, 4 Milliarden US-Dollar aus industriellen Anwendungen und 2 Milliarden US-Dollar aus VR-Produkten bis 2029.
Der Erfolg von ARM-basierten PCs hängt stark von der Entwicklung eines ausgereiften Software-Ökosystems ab. Obwohl Windows auf ARM technisch ausgereift ist, bleiben die Schwächen des Software-Ökosystems eine erhebliche Hürde. Derzeit unterstützt Windows auf ARM die Emulation von x86- und x64-Anwendungen, jedoch hinken Effizienz und Kompatibilität der Emulation hinter den nativen Anwendungen hinterher, insbesondere bei komplexen Anwendungen in der Produktivitäts- und Profisoftware. Mainstream-Softwareanbieter zeigen sich bisher nicht proaktiv genug bei der Anpassung an die ARM-Plattform, was die Benutzererfahrung aufgrund fehlender nativer Versionen wichtiger Software einschränkt.
Zudem stellen die Herausforderungen der Spielekompatibilität ein Hindernis für die Attraktivität von ARM-PCs dar, vor allem für die Community leistungsorientierter Einzelspieler-Games. Auch der Unternehmensmarkt steht vor Herausforderungen, da viele Unternehmensanwendungen nur langsam auf die ARM-Plattform umgestellt werden und die Anpassungskosten erhebliche Hürden für Unternehmen darstellen, die auf hohe Softwarekompatibilität und Stabilität angewiesen sind.
Die raffinierten Entwicklertools sind ein weiteres Limit. Obwohl Microsoft einige Unterstützung für ARM-Entwickler bietet, bedarf die Entwicklungsumgebung im Vergleich zur x86-Plattform noch weiterer Optimierung. Damit Qualcomm und andere Hersteller die Akzeptanz von ARM-PCs massiv fördern können, müssen sie eng mit Microsoft und den Entwicklern zusammenarbeiten, um mehr native Anpassungen zu fördern und die Emulationsleistung zu verbessern, um die ökologischen Defizite zu überwinden. Zudem wird die Nutzung des mobilen ARM-App-Ökosystems zur Erweiterung der Funktionalität und Anpassung kritischer Unternehmenssoftware entscheidend sein, damit ARM-PCs den Markt erfolgreich durchdringen. Nur durch die Zusammenarbeit mit Multi-Stakeholder-Partnerschaften können ARM-PCs erfolgreich gegen den bestehenden, x86-dominierten Markt antreten, wobei Verbesserungen sowohl im Software-Ökosystem als auch in der Hardwareleistung entscheidend sind.
